Für Fachkräfte

Info

Wir nutzen das Gendersternchen (z.B. Pädagog*in), um geschlechtliche Vielfalt zu visualisieren und auf die soziale Konstruktion von Gender und den damit einhergehenden Diskriminierungsformen aufmerksam zu machen.

Wissenswertes zu sexualisierter Gewalt an Kindern

Laut Bundeskriminalamt gab es 2019 allein in Deutschland 14.898 Betroffene von sog. „sexuellem Missbrauch an Kindern“, darunter 3.596 Jungen*¹. Da viele Übergriffe nicht zur Anzeige gebracht werden, ist die Dunkelziffer noch deutlich höher. Potentielle Täter(*innen) können im direkten/familiären Umfeld von Jungen* leben oder sie bewegen sich dort, wo sich Jungen* aufhalten. Dies können Schwimmbäder, Spiel- und Sportplätze, Einkaufscenter, Freizeiteinrichtungen oder Sportvereine sein. Außerdem finden Kontaktversuche verstärkt auch über digitale Medien (z.B. Internet) statt.

Für Jungen* ist es erst mal sehr nett, über gemeinsame Themen zu reden oder Geschenke zu bekommen. Das gehört aber alles zum Plan: sexualisierten Kontakt zu Jungen*!
Sexualisierte Gewalt kann aber auch von Jugendlichen oder anderen Kindern ausgeübt werden.

 

Warum viele Jungen* schweigen

Menschen, die sexualisierte Gewalt ausüben, schaffen ein raffiniertes Netz, in dem sich Jungen* verwickeln, und das für Außenstehende fast unsichtbar ist. Sie arbeiten mit unterschwelligen oder offenen Drohungen, die an das Scham- oder Schuldbewusstsein von Jungen* appellieren:

Wenn so etwas passiert, haben die Betroffenen niemals Schuld daran.

 

Was Sie tun können

Wenn Sie mit dem Thema sexualisierte Gewalt an Jungen* konfrontiert sind, nehmen Sie Kontakt zu einer Fachberatungsstelle wie auf. Es ist sehr wichtig, die anstehenden Schritte gut zu planen, denn überstürztes Handeln kann Täter(*innen) in die Hände spielen.

Wenn Sie mit Jungen* darüber sprechen wollen, können Sie unseren „Flyer für Jungen*“ zu Hilfe nehmen (zu finden unter Downloads). Respektieren Sie es aber, wenn der Junge* nichts darüber erzählen möchte. Am besten helfen Sie ihm, wenn Sie voll und ganz auf seiner Seite stehen – auch wenn er zu jemandem ins Auto gestiegen ist, sexuell erregt war oder Geschenke angenommen hat.
Jungen* brauchen nach einem solchen Ereignis Ruhe und ein verständnisvolles Umfeld. Versuchen Sie weitere Belastungen zu vermeiden.

Beratung

Kontaktieren Sie uns, wenn Sie Fragen zum Thema sexualisierte Gewalt an Jungen* haben. Dabei kann es sich um einen konkreten Verdacht oder nur um ein Bauchgefühl handeln – beides nehmen wir ernst und besprechen gerne mit Ihnen ihre Fragen und das weitere Vorgehen (in unseren Räumlichkeiten oder bei Ihnen in der Einrichtung).

Beratungen sind nach Absprache Montags bis Freitags möglich.

Unsere Beratungsräume sind ohne Treppen zu erreichen. Bis auf die Toilette sind alle Räume auch mit einem Rollstuhl nutzbar.

Bei Bedarf suchen wir auch nach einer geeigneten Sprachmittlung.

Sie erreichen uns unter 030 236 33 983.

In Krisensituationen können Sie sich auch immer an das „Hilfetelefon sexueller Mißbrauch“ 0800 22 55 530 wenden.

In unserer Beratungsarbeit richten wir uns nach den Beratungsstandards der Bundeskoordinierung Spezialisierter Fachberatung gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend.

beratung.

Prävention

Jibs – Jungen* informieren, beraten, stärken“ ist ein Präventionsprogramm an Schulen, das Jungen* befähigen soll, Gefahrensituationen im Kontext sexualisierter Gewalt zu erkennen. Mittels Wissensvermittlung, Austausch und kleiner Theaterszenen lernen die Jungen*, sich besser zu schützen, angemessen auf entsprechende Situationen zu reagieren und vor allem sich Hilfe zu holen. Die Jungen* erhalten am Ende des Projekts eine „Security-Card“, auf der die wichtigsten Präventionsbotschaften „taschengerecht“ zusammengefasst sind, sowie Informationsbroschüren für sich und ihre Eltern.
„Jibs“ besteht aus Modulen – zwei davon mit Jungen*. Die Termine für die Module mit den Pädagog*innen und Eltern können den individuellen Bedarfen angepasst werden. Die Module mit den Jungen* finden jeweils am Montag und am Donnerstag statt.

Zielgruppen sind:

  • Jungen* bis zum 15.Lebensjahr (Regelschulen 5.-7. Klasse, Förderzentren 5.-8. Klasse)
  • Eltern, Multiplikator*innen und Fachkräfte

 

Jungen*

  • wird das Thema sexualisierte Gewalt altersgerecht eröffnet und die mögliche Betroffenheit von Jungen* gemeinsam besprochen
  • werden im Empfinden, dass Kinder ein Recht auf Intimsphäre und den Schutz ihrer körperlichen Grenzen haben, gestärkt
  • haben ein Gefühl für Nähe und Distanz, das ihren Bedürfnissen entspricht und die Grenzen ihres Gegenübers respektiert
  • üben ihre Grenzen zu zeigen, „Stopp“ zu sagen und sich in Sicherheit zu bringen
  • wissen, dass sie keine Schuld trifft, wenn sie sexualisierte Gewalt erlebt haben
  • werden Kontaktpersonen in ihren Lebensumfeld benannt, bei denen sie sich Hilfe holen können
  • reflektieren ihr online Verhalten.

Jibs Spezial

In stationären Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe und in Freizeiteinrichtungen bieten wir eine verkürzte Fassung von „Jibs – Jungen* informieren, beraten, stärken“ an. Den Inhalt einer solchen Veranstaltung passen wir ganz flexibel der jeweiligen Gruppe an. In ein- bis zweistündigen Veranstaltungen können Gefahrensituationen und Auswege genauso besprochen werden wie Themen der Sexuellen Bildung. Wenn Sie Interesse an einer Präventionsveranstaltung haben, nutzen Sie bitte das unten stehende Kontaktformular für eine Anfrage.

Vor-Ort-Arbeit / Streetwork

Aktuell sind wir dank spezieller Förderungen in den Bezirken Neukölln, Lichtenberg und Treptow-Köpenick vor Ort unterwegs, um in pädosexuellen Aktivfeldern über die Gefahrensituationen und Auswege aufzuklären. Dabei kommen wir vor allem im Rahmen des Streetwork und der Vernetzungsarbeit immer wieder in Kontakt mit Jungen*. Wir erarbeiten mit ihnen Handlungsstrategien, um sich vor sexualisierter Gewalt zu schützen, bieten Beratungen an und schaffen somit eine breitere Öffentlichkeit für das Thema. In Zusammenarbeit mit örtlichen Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen bieten wir Jungen* niedrigschwellig Information und Unterstützung an.

Arbeitsgruppen

 veranstaltet die „Arbeitsgruppe sexualisierte Gewalt an Jungen*“ der Berliner Fachrunde gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend.

Ziel der AG ist es, Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe, Polizei, Gesundheitswesen u.a. für das Thema sexualisierte Gewalt an Jungen* zu sensibilisieren, Hilfsangebote und Vernetzungsmöglichkeiten bekannt zu machen, fachlich relevante Themen anzustoßen und Diskussionsprozesse anzuregen.
 lädt zu unterschiedlichen Themen Expert*innen ein, die einen Input zu Ihrer Arbeit geben und sich dann an der Diskussion beteiligen.

Die AG-Treffen finden ca. zweimal jährlich in der Kinderwelt am Feld in der Oderstr. 174, 12051 Berlin, statt.

Die Teilnehmer*innen können jederzeit eigene Themen einbringen. Die Ergebnisse der Sitzungen werden protokolliert.

Fortbildungen

Alle unsere Schulungen finden entweder in Präsenz in unserer Beratungsstelle in der Leinestraße 49, 12049 Berlin oder via zoom als Online-Angebot statt. Alle angemeldeten Teilnehmer*innen bekommen die dafür notwendigen Informationen vor Beginn per E-Mail zugesendet.

Hier können Sie sich über unsere kostenfreien Fortbildungsangebote informieren und für einzelne Veranstaltungen anmelden. Unsere 4-stündigen Schulungen richten sich an pädagogische Fachkräfte, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten.

berliner jungs bietet auf Nachfrage Projektvorstellungen, Schulungen und Fortbildungen zu Themenschwerpunkten bei sexualisierte Gewalt an Jungen*  auch für Ihr Team an.

Fortbildung: Sexualisierte Gewalt an Jungen* erkennen und handeln

Diese Fortbildung zeigt, wie und warum Jungen* von sexualisierter Gewalt bedroht sind und wie sich mögliche Erkennungsmerkmale darstellen können.

Es wird deutlich, welchen Gefahrensituationen Jungen* im Alltag begegnen und wie ein sicheres Verhalten aussehen kann. Ziel ist es, die Strategien der Täter*innen zu erkennen und daraufhin passende Interventionen abzuleiten.

Zudem beleuchten wir, warum es Jungen* so schwer fällt, von erlebter sexualisierter Gewalt zu sprechen und welche besondere Unterstützung Betroffene benötigen.

Termine:

26.01.24 in der Leinestr. 49, 12049 Berlin

13.09.24 in der Leinestr. 49, 12049 Berlin

Online 06.12.24

jeweils 10:00-14:00 Uhr

Anmeldung

Fortbildung: Sexualisierte Gewalt an Jungen* und mögliche Traumatisierungen

Die traumazentrierte Fachberatung (TFB) ist eine von der Deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie (DeGPT) zertifizierte Beratungsmethode.

 setzt sie für Jungen* ein, die sexualisierte Gewalt erlebt haben oder durch andere Erlebnisse belastet wurden.

Inhalte der Fortbildung:

Benennung der häufigsten belastenden Momente von Jungen* und deren Folgen.

Professioneller Umgang mit Auswirkungen wie Alpträumen, Vermeidungsstrategien und Ängsten nach Traumatisierung.

Mögliche Handlungsweisen von Mitarbeiter*innen in der Kinder- und Jugendhilfe, die mit traumatisierten Jungen* arbeiten.

Vorstellung von traumapädagogischen Methoden und Handlungsempfehlungen (ressourcenorientierte Methoden sowie imaginative Techniken)

Termine:

02.02.24   in der Leinestr. 49, 12049 Berlin

06.09.24   in der Leinestr. 49, 12049 Berlin

Online 22.11.24

jeweils 10:00-14:00 Uhr

Anmeldung

Fortbildung: Sexualisierte Gewalt an Jungen* im Internet

Fast alle Jungen* besitzen heute ein internetfähiges Smartphone. 24 Stunden online zu sein, ist für sie eine Lebensrealität. Oftmals ist ihnen überhaupt nicht bewusst, dass sie permanent „online“ sind. Durch das Veröffentlichen von persönlichen Daten in sozialen Netzwerken oder Chatfunktionen von Online-Spielen können Dritte sehr schnell Kontakt zu Jungen* aufnehmen. Wie nutzen Jungen das Internet? Welche Herausforderungen entstehen für die Arbeit mit Jungen* unter dem Blickwinkel der Gefährdung durch Cybergrooming, Cybermobbing und Missbrauchsdarstellungen? Welche Rolle spielen Pornografie und Sexting im Onlineerleben der Jungen*? Ziel der Fortbildung ist es, für die Problematik zu sensibilisieren und pädagogische Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Termine:

16.02.24 in der Leinestr. 49, 12049 Berlin

20.09.24 in der Leinestr. 49, 12049 Berlin

Online 13.12.24

 

Anmeldung

Fortbildung: Sexuell grenzverletzendes Verhalten unter Jungen*

Die Fortbildung möchte mögliche Ursachen für sexuell grenzverletzendes Verhalten von Jungen* vermitteln.

Wo ist die Grenze zwischen kindlichem Ausprobieren und grenzverletzendem Verhalten?

Wie können angemessene pädagogische Handlungs-, Unterstützungs- und Interventionsmöglichkeiten aussehen?

Termine:

15.03.24 in der Leinestr. 49, 12049 Berlin

11.10.24 in der Leinestr. 49, 12049 Berlin

Online 15.11.24

jeweils 10:00-14:00 Uhr

Anmeldung

Fortbildung: pädagogische Methoden zur Prävention sexualisierter Gewalt

In dieser Fortbildung werden praxisorientierte Methoden in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Kontext Schule und KJFE besprochen. Dabei werden Herausforderungen und Stolpersteine beleuchtet, die in der Praxis passieren können.

Gleichermaßen sollen pädagogische Fachkräfte fächerübergreifend in Schule Sexualität, Vielfalt und Gewalt gut thematisieren können. In der offenen Jugendarbeit ist es dasselbe Ziel, nur braucht es weitere Tools und Methoden, um einen geschützten Rahmen herzustellen.
Diese Fortbildung gibt Raum Fragen zu stellen und Methoden zu erproben.

Termine:

12.04.24 in der Leinestr. 49, 12049 Berlin

18.10.24 in der Leinestr. 49, 12049 Berlin

jeweils 10:00-14:00 Uhr

Anmeldung

Fortbildung: Männlichkeiten & sexualisierte Gewalt an Jungen*

Was müssen Jungs* tun, um zu „richtigen Männern“ zu werden und von ihrem Umfeld als solche gesehen zu werden? Welche Verhaltensweisen, Aussehen und Umgangsformen werden sanktioniert? Konstruktionen von Männlichkeiten prägen das Selbstverständnis von Jungen* und jungen Männern*, setzen sie unter Druck und fördern risikobehaftetes und gewaltsames Verhalten. Und verengen gleichzeitig die Handlungsspielräume der Jungen*, sich als Betroffene von (sexualisierter) Gewalt zu erkennen zu geben und sich Hilfe zu suchen.

Im Rahmen dieser Fortbildung soll mithilfe des Konzepts von „hegemonialer Männlichkeit“ nach Raewyn Connell nachgezeichnet werden, wie diese Männlichkeitsbilder sich insbesondere auf Jungen* auswirken , die von sexualisierter Gewalt betroffen sind, und welche Methoden und Ansätze uns als Sozialarbeiter*innen und Pädagog*innen zur Verfügung stehen, um darauf zu reagieren.

Termine:

03.05.24 in der Leinestr. 49, 12049 Berlin

29.11.24 in der Leinestr. 49, 12049 Berlin

Online 08.11.24

jeweils 10:00-14:00 Uhr

Anmeldung

Schutzkonzepte

 entwickelt in enger Kooperation mit Wildwasser Berlin e.V. Fortbildungsmodule, die Schulen und Institutionen bei der Erstellung und Implementierung von Schutzkozepten vor sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen unterstützen sollen.

Ansprechpartner ist Herr Adir Jan Tekîn unter der Mailadresse: schutzkonzepte@jungs.berlin

Fortbildungsangebote für Institutionelle Schutzkonzepte

Fortbildungsangebote für Schutzkonzepte in Schulen